Ausbildung zur Industriekauffrau Erfahrung

Ann-Cathrin, 20

Ausbildung zur Industriekauffrau

3. Ausbildungsjahr

Ann-Cathrin, was für eine Ausbildung machst du?
Ich mache eine Ausbildung zur Industriekauffrau bei der Low and Bonar GmbH in Hückelhoven. Das Unternehmen stellt beschichtete Textilien her zum Beispiel für LKW-Planen, Pool-Abdeckungen, Sportmatten, Torabdichtungen oder Stadionplanen. In meiner Ausbildung mache ich viele kaufmännische Sachen wie im Vertrieb die Waren verkaufen und verschicken, Kunden beraten, Angebote schreiben, Bestellungen abwickeln, Lieferungen organisieren, Rechnungen schreiben und die Zahlungen kontrollieren.

Wieso ausgerechnet Industriekauffrau?

Mein Weg dahin war lang. Ich habe schon sehr viele Praktika gemacht, war zum Beispiel im Fitnessstudio und habe auch viele kaufmännische Berufe ausprobiert. In Gesprächen mit Azubis habe ich viel über die Ausbildung zur Industriekauffrau erfahren und gemerkt, dass man mit dem Ausbildungsberuf überall eingesetzt werden kann. Die ersten Bewerbungen habe ich schon im Oktober 2018 verschickt und bin auch zu vielen Gesprächen und Einstellungstests eingeladen worden. Aber ich habe viele Absagen bekommen. 2019 stand dann schon mein Fachabitur mit Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung am Berufskolleg Erkelenz bevor und ich hatte immer noch keine Ausbildung. Mein Klassenlehrer kannte unsere Ausbilderin im Betrieb und hat mir nach meinen Schulabschluss zu einem Vorstellungsgespräch verholfen. Das war zum Glück auch erfolgreich und ich habe zwei Monate vor Ausbildungsbeginn die Zusage bekommen.

Wie waren die ersten Wochen für dich?

Alle Auszubildenden kommen zuerst in die Musterschule Poststelle. Da werden zum Beispiel von allen beschichteten Textilien DIN-A4-Muster an Kunden verschickt. Das Gute ist, dass man sich die Artikel alle einmal in Ruhe anschauen kann. Für die Arbeit im Vertrieb ist das hilfreich, weil man sofort den Namen, die Artikelnummer, die Breite und die Farbe nennen kann. Wir haben auch Fachbegriffe kennengelernt, die man im Berufsalltag braucht. Klar, am Anfang ist alles neu und anstatt wie in der Schule bis ein Uhr, ist man im Betrieb bis vier oder fünf Uhr beschäftigt. Aber daran gewöhnt man sich schnell und irgendwann ist es Alltag.

Wie läuft das mit der Berufsschule?

Wir haben zwei Tage in der Woche Unterricht, bei uns am Berufskolleg in Geilenkirchen ist das der Mittwoch und der Freitag. Ein Tag ist kurz, an dem gehen wir hinterher noch in den Betrieb. Der andere Tag ist länger, an dem Nachmittag dürfen wir dann nach Hause gehen. Die Berufsschultage sind aber nicht bei jedem Azubi die gleichen, das kann je nach Ausbildungsjahr und Berufsschule auch ganz anders sein.

Und welche Fächer werden dort unterrichtet?

Es gibt die drei Hauptfächer Geschäftsprozesse, Wirtschafts- und Sozialprozesse und Steuerung und Kontrolle. Es geht viel um betriebswirtschaftliche Themen, die ich schon durch mein Fachabitur kannte. Aber auch Rechnungswesen und Buchhaltung werden vermittelt. Wir lernen zum Beispiel viel über Betriebsabrechnungen und Kosten- und Leistungsrechnung. An Nebenfächern gibt es Sport, Religion, Deutsch, Politik und Englisch. Im Fach Datenverarbeitung geht es vor allem um den Umgang mit Programmen wie Word und Excel.

Was muss man für deine Ausbildung mitbringen?

Man braucht mindestens die Fachoberschulreife, Fachabitur ist gar nicht zwingend notwendig. Kaufmännisches Interesse ist auf jeden Fall wichtig. Teamfähigkeit ist auch gefragt, wir organisieren zum Beispiel demnächst eine soziale Woche, in der wir bei der Tafel aushelfen. Wir planen außerdem einen Azubi-Ausflug mit den neuen Auszubildenden. Da ist die Fähigkeit zum gemeinsamen Arbeiten schon wichtig. Ich selbst war zu Beginn nicht gerade der gesprächigste Mensch und konnte nicht sofort auf andere Menschen zugehen. Aber das lernt man in der Ausbildung ganz schnell. Ich bin jedenfalls nicht mehr so schüchtern wie zuvor.

Was war deine größte Herausforderung bisher?

In meinem ersten Ausbildungsjahr bin ich schulisch im Fach Geschäftsprozesse mal an meine Grenzen gekommen. Zu dem Zeitpunkt wollte ich am liebsten alles hinschmeißen. Jetzt bin ich natürlich froh, dass ich nicht aufgegeben habe. Mit der Zeit wird alles einfacher und die Auszubildenden helfen sich in der Regel auch gegenseitig. Man muss eben nur sagen: Ich habe hier ein Problem und brauche Hilfe.

Und welche Tipps hast du in Sachen Berufswahl?

Man sollte sich sicher sein, dass die Ausbildung zu einem passt. Es wäre schade, wenn man drei Jahr mit etwas vergeudet, das man später eigentlich gar nicht machen will. Am besten können dabei Praktika helfen. Nur so kann man herausfinden, ob man etwas Kaufmännisches, Soziales oder Handwerkliches machen will. Manche Berufe lassen sich so auch ausschließen. Schüler können auch ihre Eltern fragen, wo sie einen beruflich sehen. Und wichtig ist auch, sich bei der Bewerbung nicht von Absagen herunterziehen zu lassen. Am besten ist es, trotzdem weiterzumachen und sich bei anderen Betrieben zu bewerben. Oft haben Lehrer oder schulische Berufsberater gute Ratschläge und wissen, bei welchem Unternehmen man es noch versuchen kann.