Ausbildung zur Lacklaborantin Erfahrung

Julie, 23

Ausbildung zur Lacklaborantin

2. Ausbildungsjahr

Julie, wie war dein Weg vom Schulabschluss bis zur Ausbildung?
Ich habe im Jahr 2016 mein Abitur in Düren gemacht, bin dann nach Münster gezogen und habe ein Lehramtsstudium angefangen. Grundschullehrer werden ja immer gesucht, das schien mir damals einfach beruflich eine sehr sichere Option zu sein. Das Studium habe ich fast drei Jahre durchgezogen, bis ich mich dazu entschieden hatte etwas anderes zu machen. Ich arbeite zwar sehr gerne mit Kindern, aber die Naturwissenschaften waren schon immer mein Steckenpferd. Ich habe mich informiert, welche Ausbildungen in Frage kommen und jetzt mache ich die Ausbildung zur Lacklaborantin bei der BASF Coatings GmbH. Und das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.

Und warum hast du dich für das Unternehmen entschieden?
Das Unternehmen ist spezialisiert auf Autoserienlackierungen und Autoreparaturlacke. Es geht aber auch um Spezialprodukte der Oberflächentechnik wie Beschichtungen für Solarpaneele. Ich kannte BASF schon durch einen Freund, der während seines Masterstudiums dort ein halbes Jahr gearbeitet hatte. Er hat mir das Unternehmen empfohlen und das, was er erzählt hat, klang gut.

Wie lief die Bewerbungsphase ab?
Ich habe mich im Oktober des Vorjahres beworben und im Dezember schon die Zusage erhalten. Das Bewerbungsverfahren war sehr gut strukturiert. Erstmal musste ich mich online über das Portal der BASF bewerben. Danach gab es einen Link zu einem Online-Einstellungstest. Der hat eine halbe Stunde gedauert und eine große Bandbreite an Themen abgefragt. Nach erfolgreichem Bestehen folgte dann ein vierstündiger Einstellungstest vor Ort im Ausbildungsgebäude. Dabei ging es um Englisch- und Technikkenntnisse, allgemeine Chemie- und Mathefragen aber auch um persönliche Dinge. Erst danach gibt es eine Einladung zu einem persönlichen Gespräch und gleichzeitig wird ein Termin zu einer werksärztlichen Untersuchung gemacht. Dabei wird geprüft, ob man körperlich in der Lage ist den Beruf auszuüben. Wer zum Beispiel viele Allergien hat oder Probleme mit der Lunge wird wahrscheinlich nicht geeignet sein.

Was machst du in deiner Ausbildung?
Im ersten Ausbildungsjahr werden wir angelernt und haben betrieblich-schulische Einheiten. Es gibt Ausbildungslabore, in denen man üben darf. Wenn man dann ein gewisses Grundwissen hat und schon etwas selbstständiger arbeiten kann, kommt man in die „richtigen“ Labore. Dort werden ganz verschiedene Aufgaben im Betrieb übernommen. Gerade bin ich zum Beispiel in einem Labor, das für die Rohstoffüberprüfung zuständig ist. Dort kontrolliere ich die angelieferten Rohstoffe, ob sie rein genug sind, um weiterverarbeitet zu werden. Es gibt aber auch Labore, die Lackstoffe herstellen und mischen oder diese auf physikalische Eigenschaften überprüfen. Die Aufgaben sind sehr vielfältig und abwechslungsreich!

Ist das eigentlich ein typischer Männerberuf?
Nein, bei uns ist die Geschlechterverteilung ziemlich ausgeglichen.

Was gefällt dir an deiner Ausbildung so gut?
Ich mache etwas Technisches und arbeite viel mit meinen Händen. Laborarbeit bedeutet aber eben nicht, dass man hundert Prozent der Zeit im Labor steht und Versuche durchführt oder Sachen testet. Ich sitze auch am Rechner, verarbeite Daten und werte sie aus. Das ist ein schöner Mix. Außerdem sind die Aufgaben extrem vielfältig, das gefällt mir.

Trägst du Berufskleidung?
Ja. Wir tragen Sicherheitsschuhe, die eine Stahlkappe vorne haben und ableitend sind. Neben dem Laborkittel gibt es noch Handschuhe – je nachdem was wir gerade machen sind das entweder Nitrilhandschuhe, Hitzeschutzhandschuhe oder Schnittschutzhandschuhe. Und natürlich muss auch eine Schutzbrille getragen werden, falls Flüssigkeiten spritzen. Lange Haare werden außerdem immer zusammengebunden.

Und mit welchen Gerätschaften hast du zu tun?
Die Bandbreite ist riesig – angefangen von kleinen Laborgeräten wie Spatel, Becherglas und Kolben bis hin zu großen Maschinen wie Mühlen, mit denen man zum Beispiel den Lack mahlt. Es gibt auch Analysegeräte, die das UV-Spektrum messen. Bekannt sind auch so genannte Gaschromatographen. Es gibt aber auch einen Dissolver, der wie ein Mixer funktioniert. Mit all den technischen Geräten sollte man schon umgehen können, sonst kann es auch mal gefährlich werden. Das war am Anfang gar nicht so einfach, denn aus der Schule kennt man diese Geräte eigentlich nicht.

Dann wird das Thema Sicherheit bestimmt groß geschrieben, oder?
In regelmäßigen Abständen gibt es Sicherheitsunterweisungen. Oft werden auch Schulungen oder Seminare von der werkseigenen Feuerwehr zum Thema Brandschutz und Eigenschutz gegeben. Und auch wenn wir ein Labor neu betreten, bekommen wir erklärt, wo der Notausgang ist, wo der Feuerlöscher zu finden ist und wo sich der Sammelplatz befindet, falls es mal brennt. Das gibt Sicherheit. In der Chemie wird nun mal mit Chemikalien gearbeitet, die gefährlich sein können.

Was muss man für deine Ausbildung mitbringen?
Am besten die Mittlere Reife. Und wenn man sich für Naturwissenschaften, speziell für Chemie, Physik, Technik und Informatik interessiert, dann könnte der Beruf Lacklaborant super zu einem passen. Eine eins auf dem Zeugnis in einem der Fächer ist allerdings nicht nötig. Viel wichtiger als das ist die Begeisterung für das Thema. Alles andere bekommt man in der Ausbildung beigebracht. Man sollte gerne im Team arbeiten, denn oft sitzt man gemeinsam an Projekten und muss sich aufeinander verlassen können.

Und wie ist das mit der Berufsschule?
Wir haben dreimal im Jahr Blockphasen, die über vier bis fünf Wochen gehen. Das finde ich persönlich sehr gut, weil die chemischen Fächer schon recht lernintensiv sind. Neben dem Lernfeld Chemie haben wir auch viele Teilfächer wie Physikalische Chemie, Chemisches Mathe und Chemiesicherheit. Außerdem gibt es noch das Fach Deutsch, in dem es um solche Dinge wie Protokolle schreiben und mit Kunden kommunizieren geht. Im Fach Englisch lernen wir sehr fachspezifisches Vokabular. Und dann gibt es noch Sport, Wirtschaft und Politik. Alle zwei oder drei Wochen gibt es außerdem Laborunterricht, da geht es dann aber mehr um die allgemeine Chemie.

Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Ich würde mich erstmal über eine Festanstellung freuen. Danach irgendwann möchte ich gerne berufsbegleitend eine Weiterbildung zum Techniker machen, das ist ähnlich wie der Meister in anderen Berufen. Man könnte auch ein duales Studium dranhängen im Bereich Chemieingenieurwesen für Farbe und Lacktechnik. Die Option habe ich mir aber noch offen gehalten.  Ich will erstmal schauen, wie die Ausbildung läuft und ob ich übernommen werde.