Ausbildung zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel Erfahrung

Mandy, 21

Ausbildung zur Kauffrau im

Groß- und Außenhandel

3. Ausbildungsjahr

Mandy, was genau macht dein Ausbildungsunternehmen?
Die Rodriguez GmbH ist ein Maschinenbauunternehmen, das zum einen Produkte der Lineartechnik herstellt. Das ist alles, was sich geradlinig bewegt – zum Beispiel Führungsschienen. Zum anderen stellen wir aber auch Präzisionslager her: Damit sich etwa eine Kamera auf einem Stativ drehen kann, braucht es ein Kugellager. Wir verkaufen außerdem Fahrzeugtechnik wie LKW Spanner.

Und was machst du dort genau?
Ich durchlaufe alle Abteilungen. Angefangen habe ich in der Produktion. Dort konnte ich mir erstmal anschauen, was wir herstellen und wie aufwendig das Ganze ist. Danach war ich in der Zentrale, dann in der Finanzbuchhaltung, im Versand und jetzt bin ich im Vertrieb. Hier bekomme ich E-Mails von Kunden, die eine Anfrage über Produkte und Lieferzeiten stellen. Ich hole mir alle notwendigen Infos und erstelle dann ein Angebot, das der Kunde im besten Fall annimmt. Diese Bestellung bearbeite ich dann weiter und schicke eine Auftragsbestätigung mit voraussichtlichem Versandtermin raus.

Welchen Schulabschluss hast du?
Ich habe Abitur gemacht, weil ich nicht so genau wusste, was ich machen soll. In meiner Ausbildung ist Fachabitur gewünscht, aber nicht zwingend notwendig. Für mich war klar, dass ich etwas mit Sprachen machen will. Aber auch das Kaufmännische hat mich gereizt. In meiner Ausbildung kann ich beides miteinander verbinden. Außerdem hat mein Vater denselben Beruf erlernt und konnte mir viel darüber erzählen. Er hat mir auch vor meiner Ausbildung ein Praktikum in dem Bereich besorgt.

Wie war der Bewerbungsprozess?
Nach dem Abitur habe ich mich sofort bei sehr vielen Firmen beworben und hatte auch recht viele Vorstellungsgespräche, Einstellungstests und Assessment Center. Natürlich habe ich einige Absagen bekommen, manchmal waren andere Bewerber einfach schneller als ich. Damit umzugehen war nicht immer einfach. Durch meinen Vater, der das Unternehmen als LKW-Fahrer beliefert, habe ich dann bei der Rodriguez GmbH eine Chance bekommen. Da hat die Chemie sofort gestimmt und ich wurde auch direkt zu einem Probe-Arbeiten eingeladen.

Sind die Chancen mit Abitur größer, genommen zu werden?
Es ist nicht so, dass man, nur weil man Abitur hat, besser und schneller eine Ausbildung bekommt. Auch das Menschliche muss passen. Man sollte viel eher schauen, dass man sich gut auf die Bewerbung vorbereitet.

Wie waren die ersten Wochen in der Ausbildung für dich?
Ich durfte anfangs in der Produktion viel zuschauen und mir wurde von den Jungs alles gezeigt. Ich habe schnell gemerkt, dass ich mit allen sehr offen reden kann. Auch in der Zentrale wurde ich super eingearbeitet. Da habe ich mit meinem Ausbildungsbetrieb echt Glück gehabt!

Wie läuft das mit der Berufsschule?
An zwei Tagen in der Woche bin ich in der Berufsschule, momentan montags und donnerstags. Einen Tag habe ich nach der Schule frei, an dem anderen arbeite ich hinterher noch bis halb fünf im Betrieb. Die anderen drei Tage bin ich komplett in meinem Ausbildungsbetrieb.

Und was für Fächer hast du?
Das wechselt von Halbjahr zu Halbjahr. Bis vor kurzem hatte ich zum Beispiel Deutsch. Im Unterricht haben wir dann Angebote und Bestellungen geschrieben. Das läuft zwar in den meisten Warenwirtschaftssystemen automatisch, trotzdem ist es gut zu wissen, wie man so etwas selbst schreibt. Im Fach Steuerung und Kontrolle geht es um Konten und Buchungssätze, aber auch um Kalkulationen. Dann gibt es noch das Fach Wirtschaftsprozesse, in dem wir viel über Personalangelegenheiten lernen. Dabei geht es zum Beispiel um die Gesetze rund um Kündigung und Mutterschutz. Im Fach Geschäftsprozesse geht es um den internationalen Import und Export. Das Wissen braucht man, um überall im Unternehmen eingesetzt werden zu können. Und natürlich gibt es auch Sprachkurse wie Englisch oder Spanisch.

Was muss man für deine Ausbildung mitbringen?
Man sollte sich für kaufmännische Sachen interessieren, Spaß am Verkaufen haben und gerne mit Kunden sprechen. In der Zentrale haben wir außerdem oft mit Kunden zu tun, die kein Deutsch können. Da kommt man nur mit Englisch weiter.

Hast du Ziele für die Zeit nach deiner Ausbildung?
Ich möchte unbedingt übernommen werden. Vielleicht mache ich irgendwann mal eine Weiterbildung zur Betriebswirtin. Das wäre noch etwas, das mich reizt.

Was sind die Vorteile einer Ausbildung?
Nur weil man Abitur macht, muss man nicht studieren. Ich hatte keine Lust mehr auf Schule. Ich wollte etwas Praktisches machen und mit meiner Arbeit bezwecken. Ich wollte Geld verdienen und meinen Fortschritt sehen. Und natürlich geht es um Anerkennung. Wenn ich in der Berufsschule gute Noten habe, sind meine Kollegen stolz auf mich.

Was war die bisher größte Herausforderung?
Die gab es direkt am Anfang meiner Ausbildung in der Zentrale. Ich war kein Mensch, der gerne ans Telefon geht, wenn er nicht weiß, wohin Kunden verbunden werden müssen. Meine Kollegin hat mich dann aber dazu gebracht, es zu versuchen. Ich wusste zwar nicht, was auf mich zukommt, aber es war rückblickend das Beste, was mir passieren konnte. Wenn man ins kalte Wasser geworfen wird, lernt man oft sehr viel.

Und was war der schönste Moment?
Puh, da gab es so viele, die mir gezeigt haben: Du machst deine Arbeit gut. Viele Kollegen möchten mich gerne auch mal in ihrer Abteilung haben, weil sie von mir schon so viel Gutes gehört haben. Das ist eine tolle Bestätigung. Ich habe auch schon mal die komplette Verantwortung in einem Team übertragen bekommen, weil kein anderer da war. Mir haben alle zugetraut, dass ich das auch alleine schaffe. Und so war es dann auch. Da fühlt man sich echt gut!